Wie hoch klettern die Energiepreise noch?

Der Krieg in der Ukraine hat im Kreis Landsberg deutliche Auswirkungen. Nicht nur die Kosten für Energie schnellen in die Höhe. Ein Lebensmittel ist inzwischen schon fast überall vergriffen.

Die Ukraine-Krise und die Folgen der Sanktionen gegen Russland spüren immer mehr Betriebe im Landkreis Landsberg. Besonders betroffen von der Krise und der Rohstoffknappheit sind die Baugewerke. Kreishandwerksmeister Markus Wasserle fordert daher umgehend finanzielle Unterstützung seitens der Politik. Aber auch in anderen Branchen macht sich Unsicherheit breit, etwa in der Landwirtschaft. Was die Stadtwerke Landsberg zur angespannten Lage am Energiemarkt sagen.

„Wir sind sehr betroffen von den Bildern und Meldungen aus der Ukraine“, teilen die Stadtwerke Landsberg auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die Preise seien bereits seit Spätsommer 2021 kontinuierlich in die Höhe gegangen, so eine Sprecherin des Energieversorgers. Der Krieg in der Ukraine habe diese Entwicklung weiter befeuert. „Energie wird erst einmal teurer werden für Endverbraucher, das gilt insbesondere für Gas.“ Aber auch für die Stromerzeugung seien Gaskraftwerke im Einsatz. „Der Konflikt zeigt einmal mehr, wie wichtig und richtig die Energiewende ist“, sagt die Sprecherin der Stadtwerke.

Noch liefert Russland die vereinbarten Mengen an Gas und Erdöl

Deutschland beziehe rund die Hälfte seines Erdgasbedarfs aus Russland, rund 40 Prozent der Steinkohleimporte stammen von dort und rund ein Drittel der Erdölimporte. „Russland liefert die vereinbarten Mengen bislang ohne Einschränkungen. Es gibt im Moment keine Anzeichen oder Signale, dass sich daran etwas ändern wird.“

Käme es zu einem Versorgungsengpass, trete der „Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland“ in Kraft. Darin sei festgelegt, dass vorrangig sensible Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sowie Haushalte mit Gas beliefert werden.

Die regionale Wirtschaft werde die Folgen des Ukraine-Kriegs spüren, meint Landsbergs Wirtschaftsförderer André Köhn. „Die Situation wird sich beispielsweise auf die Lieferketten auswirken. Das wird sich erst in den kommenden Wochen manifestieren und wir werden Details bei den Unternehmen erfragen.“ Auch der Endkunde sei dann betroffen: Schon jetzt gingen etwa die Sprit- oder Weizenpreise deutlich in die Höhe.

Die Lieferketten sind massiv gestört

Besonders die Handwerksbetriebe stehen derzeit vor wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Kreishandwerksmeister Markus Wasserle sagt: „Die Lieferketten sind massiv gestört, die Lieferzeiten waren ja ohnehin schon vor der Krise lang, jetzt ist die Situation für die Betriebe dramatisch.“ Die Handwerkerinnen und Handwerker hätten keine Planungssicherheit. Waren, die nicht auf Lager seien, kosteten nun viel mehr – wenn sie überhaupt verfügbar seien. „Kalkulation und verlässliche Planung sind unmöglich.“

Der Kreishandwerksmeister aus Kaufering sagt aber, dass die meisten Kundinnen und Kunden Verständnis für Verzögerungen und Kostensteigerungen zeigten. „Die Betriebe versuchen alles, um die Folgen für sich selbst und ihre Kundschaft abzufedern.“

Weitere Preissteigerungen werden erwartet

Der Kreishandwerksmeister erwartet noch weitere Preissteigerungen für Rohstoffe und Bauteile, insbesondere für Holz. „Vor dem Krieg gab es eine leichte Entspannung am Holzmarkt, die Preise waren nicht mehr auf dem hohen Niveau wie noch vergangenes Jahr.“ Doch das könnte sich schnell ändern, so Wasserle, denn sehr viel Holz habe seinen Ursprung in Russland und der Ukraine. „Wir können nicht in die Glaskugel schauen, können nur das Beste hoffen, aber wir müssen auch mit dem Schlimmsten rechnen.“

Deswegen fordert Markus Wasserle für die betroffenen Betriebe eine „schnelle und massive Unterstützung“ vom Staat. „Sonst wird es langsam eng, es stehen Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Wir brauchen ein deutliches Zeichen aus der Politik.“ Immerhin: Ukrainische Flüchtlinge dürfen in Deutschland arbeiten und benötigen keine extra Arbeitsgenehmigung. Das hält er für eine gute Sache. „Wir werden uns bemühen, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Landwirte steuern schweren Zeiten entgegen

Angesichts der ebenfalls steigenden Lebensmittelpreise scheinen die Landwirte von der Krise sogar profitieren zu können – ein Irrtum, wie Johann Drexl, Kreisobmann des Bauernverbands, sagt. „Wir steuern auf ganz schwere Zeiten zu und wissen nicht, was uns erwartet“, prophezeit er. Auch wenn der Preis für Getreide anziehe und damit die Einnahmen, so würden diese durch die steigenden Ausgaben etwa für Sprit, Dünger oder Reparaturen gleich wieder aufgefressen. „Es sind keineswegs goldene Zeiten für die Landwirte.“

Drexl blickt nicht nur auf die aktuelle Situation: Selbst wenn der Krieg in der Ukraine bald beendet werden würde, sei dort so viel zerstört, dass es Jahre dauere, bis die Lieferketten wieder funktionieren würden. Aktuell stellt man bereits fest, dass in vielen Supermärkten das Speiseöl fehlt. Das, so Drexl, könnte an den Lieferketten liegen. „Aber die Ukraine ist das größte Anbaugebiet für Sonnenblumen in Europa und wenn da im Herbst nicht geerntet werden kann, wird es sicher Engpässe geben“, sagt Drexl.

Der fehlende Dünger könnte zum Problem werden

Mit Sorge blickt Drexl, der in Kaufering Bio-Ackerbau betreibt, auch auf die Agrarreform 2023. Dann müssten jährlich vier Prozent der zur Verfügung stehenden Fläche stillgelegt werden. „Natürlich muss auf Umweltschutz geachtet werden, aber angesichts der Knappheit muss man das noch mal überdenken“, fordert er. Denn nicht nur das Getreide aus dem Osten fehle, auch der Dünger. „Wenn Dünger immer teurer wird, verwendet man vielleicht weniger, dann fällt aber auch die Ernte geringer aus.“ Dann müsste nur mehr ein trockenes Jahr kommen und die Lebensmittel könnten extrem knapp werden.

Quelle: Presseartikel Landsberger Tagblatt