Freisprechungsfeier 2024 – 24.Juli

Das Handwerk braucht lernbereite Fachkräfte und die verlässliche Unterstützung der Politik

Landsberg, 06. Juni 2024 – „Ich freue mich, dass Sie heute hier sind und das Informationsangebot unserer Kreishandwerkerschaft nutzen. Gemeinsam können wir viel erreichen.“ Mit diesen Worten eröffnete Kreishandwerksmeister Markus Wasserle am 4. Juni 2024 die diesjährige Mitgliederhauptversammlung im Gasthaus Probst in Weil.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen aktuelle Themen aus der Betriebspraxis, die Pflege von Kontakten sowie Gespräche mit fachlichen Ansprechpartnern. Neben den Vertretern der Handwerksbetriebe nahmen auch Ehrenkreishandwerksmeister Ernst Höss, Kathrin Lenvain von der Wirtschaftsförderung des Landkreises, Dr. Thomas Goppel, Landrat Thomas Eichinger und der Geschäftsführer der Handwerkskammer, Dieter Eisenschmid, teil. Eichinger und Eisenschmid gingen in ihren Grußworten auf die aktuelle Wirtschaftslage und die politischen Herausforderungen ein. Markus Wasserle betonte die gute Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer und den politischen Vertretern im Landkreis, insbesondere die kollegiale Unterstützung von Dr. Thomas Goppel, der stets ein offenes Ohr für Fragen und Anliegen des Handwerks habe.

Nach den Grußworten folgten Kurzvorträge der eingeladenen Gastredner: Andreas Weigand von der Agentur Klima³ stellte die Beratungsangebote zu betrieblich relevanten Energiethemen vor, wobei der Schwerpunkt auf dem Energie- und Gebäudemanagement lag. Dabei wurde deutlich, welche zusätzlichen Aufgaben und Kompetenzen langfristig vom Handwerk verlangt werden. Weigand kündigte zudem ein Fachgespräch zum Thema „Steuerbare Lasten“ im Herbst 2024 an. Tilo Engert vom Münchner Verein präsentierte ein Modell zur betrieblichen Krankenversicherung, das im Rahmen der Mitarbeitergewinnung als attraktiver Bestandteil der Unternehmens-Benefits fungieren kann. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Honorarkonsul Michael Häckel, der eine Wirtschaftsdelegationsreise nach Panama vorstellte. Solche Kooperationen können dem Handwerk helfen, Nachwuchskräfte zu gewinnen, indem man das Land und dessen Ausbildungssystem näher kennenlernt.

Zum Abschluss der Versammlung lenkte Kreishandwerksmeister Markus Wasserle die Aufmerksamkeit wieder auf die regionale Agenda: Die Ausbildungsmesse am 26./27. September 2024 steht unter dem Motto „Seelische und physische Gesundheit am Arbeitsplatz“ mit Sven Hannawald als Schirmherr und Referent. Außerdem hofft Wasserle auf eine erfolgreiche Wiederholung des Tags der Ausbildung am Buß- und Bettag am 20. November 2024. Diese Gelegenheit, sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb zu präsentieren, sollten sich Handwerker und Handwerkerinnen nicht entgehen lassen. Ein weiteres Nachwuchsprojekt, an dem sich die Kreishandwerkerschaft derzeit beteiligt, ist MUT-IG, eine Initiative der Frank Hirschvogel Stiftung. Diese ermöglicht Schülerinnen ein einjähriges Berufsorientierungsprogramm. Die stellvertretende Kreishandwerksmeisterin Luisa Bredschneijder betreute im Mai die 3-tägigen Praktika in neun Handwerksbetrieben. Bereits jetzt wird für eine Teilnahme im Jahr 2025 geworben.

Foto: KHS

Zur diesjährigen Mitgliederversammlung lud die Kreishandwerkerschaft Landsberg Gastredner und Referenten ein (v.l.n.r.): Christoph Kostinek (Münchner Verein), Kreishandwerksmeister Markus Wasserle, Dr. Thomas Goppel, Landrat Thomas Eichinger, Dieter Eisenschmid (Handwerkskammer), Honorarkonsul Panama Michael Häckel, Andreas Weigand (Klima³) und die stellvertretende Kreishandwerksmeisterin Luisa Bredschneijder.

Handwerker-Empfang: Ehre für Ernst Höss

Landsberg Er war viele Jahre lang Kreishandwerksmeister, hat Aktionen initiiert, die auch heute noch Bestand haben: Beim Handwerker-Empfang im Sitzungssaal des Landratsamts Landsberg wurde Ernst Höss der Titel „Ehrenkreishandwerksmeister“ verliehen. Die Überraschung war Höss und Gattin Ingrid anzusehen, als sie am Ende der Veranstaltung für die Auszeichnung nach vorn gebeten wurden. Ernst Höss wurde gelobt als ein Macher mit Elan und Visionen, ein Vorbild für alle. Gstanzlsängerin Gaby Frey feierte das Ehepaar Höss mit Hexengeige und frechen Versen. Ingo Lehmann, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Landsberg, richtete sehr persönliche Worte an den Geehrten und hob vorrangig die soziale Seite des Friseurmeisters hervor. So habe Höss nicht nur 40 Jahre lang Lehrlinge ausgebildet, sondern sich auch immer wieder um Menschen oder Familien mit Schwierigkeiten oder in schwierigen Lebenslagen gekümmert. „Ernst Höss ist ein Handwerker mit Herz.“

Zu Beginn des vom Duo „ScheinEilig“ musikalisch umrahmten Handwerker-Empfangs, nach Begrüßung der vielen Gäste aus Politik, Handwerk und sozialen Einrichtungen durch Moderator Dominic Wimmer, sprach Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl von einer Neuausrichtung der Innenstädte mit viel Leerstand. Die Struktur in Landsberg sei recht gut, es gebe noch etliches an Handwerk, das mit zur Belebung der Innenstadt beitrage. Er habe den Eindruck, 2024 könne nur besser werden, erklärte Franz Xaver Peteranderl in seinem Grußwort. Der Präsident der Handwerkskammer von München und Oberbayern zählte Anpassungsdruck, Fachkräftemangel, Zinsanstieg und Inflation als große Belastungen für das Handwerk auf. „Die Jahresbilanz 2023 kann sich trotzdem sehen lassen.“ Die wirtschaftliche Lage sei gut, die Betriebe hätten für 2024 hohe Auftragsbestände, die Materialknappheit werde weniger. Über die derzeitigen Proteste sagte Peteranderl, die Kammer könne nicht zu Demonstrationen aufrufen, sie sei Bindeglied zwischen Mitgliedern und Politik. Sie begleite die Proteste jedoch offensiv, es sei eine Schmerzgrenze erreicht, diese müsse verdeutlicht werden. Gefordert sei die Gleichwertigkeit von akademischen und handwerklichen Berufen. „Die ausufernde Bürokratie ist eine moderne Geisel“, so der Kammerpräsident, „es muss etwas dagegen getan werden.“ In der Vergangenheit habe es dazu schon einige Projekte gegeben – „passiert ist nichts“.

Von „hohen Bürokratie-Hürden“ sprach auch Kreishandwerksmeister Markus Wasserle in seiner Rede. Die Digitalisierung hingegen werde nur mäßig vorangetrieben. Mit dem neu gegründeten „IT Verbund Landsberg“ verbindet Wasserle die Hoffnung auf schnellere Genehmigungsverfahren. Die Handwerker ermunterte er, mitzumachen und für das Projekt kräftig zu klappern. Eine Chance sieht er auch in der KI: „Ihr Einsatz ist die Zukunft bei der täglichen Büroarbeit.“ Das Handwerk müsse mit der Zeit gehen: „Auch die Energiewende geht nur mit uns gemeinsam. Wir haben die entsprechenden Fachkräfte dafür.“ Vom Mangel an Azubis seien vorwiegend die Friseure mit vielfach unbesetzten Lehrstellen betroffen. Hier müssten bessere steuerliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Schwarzarbeit einzudämmen. Generell müsse es im Handwerk möglich sein, die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Die vorgeschriebenen Wochenstunden einzuhalten, sei oft nicht möglich. Als Beispiele nannte der Kreishandwerksmeister die Abhängigkeit vom Wetter, das zeitliche Erfüllen eines Auftrags oder drängende nachfolgende Gewerke. Manch Handwerker bewege sich dabei am Rande der Legalität. „Fällige Überstunden werden sich jedoch ausgleichen“, versicherte Wasserle.

Es folgte ein Ehrungs-Marathon, dem sich eine Vorstellung der Aktion „Handwerk mit Herz“ durch Karl-Heinz Dittler anschloss. Thomas Krautwald von der Sparkasse Landsberg-Dießen erhielt eine Ehrenurkunde als Dank für seine Unterstützung des Handwerks. Eine solche wurde auch an den Dießener Sattlermeister Michael Ruoff für beste Ausbildung von Nachwuchs übergeben. Auf Innungs-, Landes- und Bundesebene erfolgreicher Nachwuchs in unterschiedlichen handwerklichen Berufen wurde ausgezeichnet. Dass das Betriebsklima meistens stimmt, zeigten die vielen Urkunden für langjährige Betriebszugehörigkeiten. Bei den Betriebsjubiläen schoss die Firma Holzbau Loy in Eresing den Vogel ab. Das Unternehmen wurde vor 112 Jahren gegründet. Das „Meisterhaft“ Gütesiegel ist eine Auszeichnung für Qualität, Kompetenz, Zuverlässigkeit. Es wurden drei Mal drei und je zwei Mal vier, genauer gesagt fünf Sterne an Betriebe vergeben. Den Goldenen Meisterbrief für mindestens 35 Jahre meisterliches Arbeiten, der mit dem traditionellen Meistertrunk ein wenig begossen wurde, erhielten sieben Handwerksmeister.

Erika Schuster und Johanna Pflanz wurden für jahrzehntelangen Einsatz als „Meisterfrauen“ geehrt.

Landsberger Tagblatt – ROMI LÖBHARD

Foto: @Markus Kroha





Bauinnung Landsberg – Workshop zum Thema Gefährdungsbeurteilung